Wo bitte ist hier eigentlich der Aldi?
Das neue Ladenkonzept von Aldi Suisse spiegelt die definitive Anpassung an Schweizer Gepflogenheiten. Aber was geschah mit der Wühlkisten-Gasse?
1.03.2023Im Aldi ist auch nichts mehr, wie es einmal war: Innerhalb von zwei Jahren wurden alle Schweizer Filialen einer grundlegenden Umgestaltung unterzogen.
Keine Spur mehr von den klassischen Holzpaletten und der Tradition der mittels Teppichmessern aufgeschnittenen Grosskartons, die den Älteren unter uns aus der Anfangszeit in guter Erinnerung geblieben sind.
Frappanter Wandel | Selbstdarstellung von Aldi Suissa auf Facebook
Schweizer Aldis sehen heute aus wie Supermärkte in der Schweiz aussehen müssen: aufgeräumt, ein bisschen hochglanzig, klarlinig und bis auf den Fussboden durchgestylt. Wer durch eine aufgehübschte Schweizer Aldi-Filiale spaziert, wähnt sich mitunter in einer Delicatessa von Globus.
Nicht nur der optische Proper-Faktor, auch das Sortiment hat zugelegt: Bio, Fairtrade, regionale und Frischeprodukte sind in jeder Filiale mindestens so zahlreich vorhanden wie in einem Quartier-Migros.
Aldi Suisse schreibt denn auch, es lasse «seine Läden in neuem Glanz erstrahlen». Glanz und Gloria für einen Discounter, der sich aus der Schmuddelecke befreit hat, wo ihn die Schweizer einst auf Deutschlandreisen kennengelernt hatten.
Aldi-Filialen haben jetzt auch einen «Marché» | Alle Bilder: PD Aldi Suisse
15 Jahre musste Aldi (trotz Zunamen Suisse) auf die definitive Einbürgerung warten, fünf Jahre länger als jeder, der den Schweizer Pass beantragt.
Optik und Materialien in Aldi-Filialen gleichen heute jener einer Delicatessa-Filiale.
Mit dem neuen Look hat der Discounter aus Deutschland nun den letzten Anschein ausländischer Provenienz abgelegt und sich endgültig den Gewohnheiten der Schweizer Konsumenten angepasst. Bei diesem Tempo wird Aldi in puncto Swissness bald schon Migros und Coop überholen.
Elegant wirkt dank edlen Holzkisten selbst die Alkohol-Abteilung.
Was aber ist mit dem Lieblingsrayon des Schreibenden geschehen, der Wühlkisten-Gasse? Keinesfalls möchte man auf die immer von einem Hauch Abenteuer und Basar umwehte Middle aisle mit ihrem erschwinglichen Krimskrams verzichten müssen.
Paletten passen hier definitiv nicht mehr hinein.
Obwohl Aldi in der Fotoserie zum Neuen Ladenkonzept auf eine Abbildung verzichtet: Sie hat überlebt. «Auch in den modernisierten Filialen präsentieren wir unsere attraktiven Non-Food-Aktionen zu unschlagbaren Preisen», beruhigt die Aldi-Medienstelle auf Anfrage. «Diese Angebote sind nach wie vor in offenen Regalen in den mittleren Gängen zu finden.»
Mehr zum Thema Ladenkonzepte und «Mittlere Gänge»:
Das neue Ladendesign der Migros Aare.Lidl macht sich lustig.Artikel teilen
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