Steg Electronics ist am Ende: «Fehlende Finanzierung»

Die Handelskette hat alle Läden geschlossen. Auch die Elektronik-Shops Techmania und PC-Ostschweiz sind abgeschaltet. Mindestens 130 Angestellte sind betroffen.

8.09.2023
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Filiale von Steg in Schaffhausen  |  Bild: PD
Die Flaute im Elektronik-Handel fordert ein prominentes Opfer: Die Handelsgruppe Steg Electronics stellt den Betrieb ein. Dies meldete zuerst «20 Minuten». Inzwischen hat der Multichannel-Händler eine Meldung publiziert, in der er seine Probleme ausführt.
«Mit grossem Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass die Fortführung unseres Betriebes derzeit nicht mehr möglich ist, und wir vorläufig unseren Onlineshop und die Filialen schliessen müssen», steht da. «Diese Entscheidung musste aufgrund fehlender Finanzierung getroffen werden.»
Zu Steg Electronics gehören insgesamt 17 Geschäfte, die Zentrale in Schaffhausen sowie ein Online-Shop. Die Schwierigkeiten treffen aber das gesamte Mutterhaus – nämlich die PCP.COM. Diese Holding führt neben Steg auch Techmania und PC-Ostschweiz.
PCP werde voraussichtlich in den kommenden Tagen die Bilanz deponieren müssen, teilt das Unternehmen mit: «Aufgehobene Kreditlimiten haben das Unternehmen in Liquiditätsengpässe gebracht, die Suche nach Lösungen blieb erfolglos.»

Luft abgeschnitten

Zusammen mit dem Logistikunternehmen Columbus.net, das ebenfalls betroffen ist, sind in der Schweiz rund 80 Arbeitsplätze gefährdet; weitere 50 Stellen kommen im deutschen Radolfzell und dem slowakischen Bratislava hinzu.
Noch bis vor wenigen Monaten sei alles nach Vorgabe gelaufen, so ein Communiqué von PCP: Man habe ein positives Jahresergebnis erwarten können. Und tatsächlich zeigte sich ein gewisser Optimismus auch darin, dass Steg Electronics im Frühjahr noch ein neues Geschäft in Bern eröffnete; ferner plante man einen weiteren Ausbau in Zürich.
Dann aber habe ein Kreditversicherungsunternehmen ohne Vorankündigung Kreditlimiten in Millionenhöhe gekürzt. Im August folgte sogar die Auflösung der gesamten Limite über 7 Millionen Franken. «Der Entscheid in dieser Höhe und Kurzfristigkeit ist für uns nicht nachzuvollziehen», sagt Unternehmensgründer Lorenz Weber.
In den letzten Wochen suchte das Management um Weber noch Gespräche mit Investoren, Banken und Mitbewerbern. «Wir hatten einen Vorschlag zur Erhöhung des Eigenkapitals ausgearbeitet», so Weber: «Aufgrund des unkoordinierten Vorgehens einzelner Parteien konnte dieser aber nicht umgesetzt werden.»
Laut eigenen Angaben erwirtschaftete die PCP-Gruppe zuletzt einen Umsatz von «über 100 Millionen Franken».

Flaute allenorten

Im Hintergrund steht, dass das Elektronik-Geschäft hierzulande allgemein harzt. Laut dem Marktforschungsinstitut GfK sanken die Umsätze mit Nonfood-Artikeln im ersten Halbjahr 2023 um 0,7 Prozent – und dies galt auch für den Bereich Heimelektronik.
Für MediaMarkt meldete der deutsche Mutterkonzern Ceconomy Mitte August, dass man in der Schweiz im letzten Quartal «in einem intensiven Wettbewerb einen Rückgang zum Vorjahresquartal» verzeichnen musste.
Wie schwierig die Grosswetter-Lage ist, hatten bereits die Jahresberichte 2022 gezeigt. So schrumpfte der Umsatz von Fust letztes Jahr um 3,4 Prozent. Bei Interdiscount betrug das Minus 5,5 Prozent. Coops Online-Verkauf von Heimelektronik-Artikeln (u.a. Microspot) sank um deutliche 14 Prozent. Die Migros vermeldete einen Rückgang von knapp 7 Prozent bei den Fachmärkten – und beschloss, die Zahl und das Format der Melectronics-Filialen zu straffen.
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