E-Commerce: Farmy braucht wieder Geld

Der Lebensmittel-Lieferdienst startet eine weitere Finanzierungsrunde – und muss dabei den Aktienkurs massiv senken.

19.06.2023
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E-Lieferwagen von Farmy – Screenshot aus einem Imagefilm.
Der «E-Hofladen» Farmy hat eine neue Finanzierungsrunde lanciert – sie soll 10 bis 16 Millionen Franken einbringen. Dies meldet der Carpathia-Blog unter Berufung auf einen entsprechenden Aktionärsbrief. Der Betrag sei nötig, um das Überleben zu sichern, heisst es dort.
Von bestehenden Investoren seien bereits wieder 10 Millionen zugesagt, so das Schreiben des Farmy-Managements. Den Rest soll nun die loyale «Crowd» beisteuern.
Carpathia zitiert aus dem Aktionärsbrief recht skeptische Passagen: Die Kapitalaufnahme sei «aufgrund der aktuellen makroökonomischen Umstände» sehr schwierig, heisst es da etwa. Farmy habe die Unternehmensbewertung deutlich senken müssen: «Der Aktienkurs wird in dieser Runde von CHF 11.99 (wie in der letzten Finanzierungsrunde) auf CHF 2.64 (gerundet) sinken.»
Und weiter: «Um den Betrieb fortzuführen und die Rentabilität zu sichern, hatten wir leider keine andere Wahl. Die Alternative wäre der Konkurs gewesen.»
Die Bewertungskorrektur entspreche dem Marktdurchschnitt, so der Brief des Managements weiter. Wie Verwaltungsratspräsident Dominique Locher ergänzt, genügen die aktuellen Zusagen: Dadurch sei Farmy nun finanziell abgesichert und könne seine Pläne vorantreiben. Sobald die Finanzierungsrunde abgeschlossen sei, werde detailliert informiert.
Der Zürcher Lieferdienst hatte erst vor einem halben Jahr eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durchgezogen: Bis Ende Januar investierten 1'850 Personen oder Parteien 6,5 Millionen Franken neu in Farmy.
Auf der anderen Seite musste das Unternehmen mit dem Jahreabschluss 2022 auch vermelden, dass sein Wachstum einen schweren Dämpfer erhielt. Der Food-Lieferdienst hatte im letzten Jahr noch einen Umsatz von 31 Millionen Franken erreicht; das war leicht weniger als im Vorjahr: Damals waren 32 Millionen erzielt worden.
Im Inflations-Jahr 2022 spürte der Online-Hofladen also offenbar, dass sich die Kunden bei frischen, lokalen und biologischen Lebensmitteln wieder stärker zurückhielten.
In der Folge setzte das Management um die Co-CEOs Roman Hartmann und Tobias Schubert ein Schwergewicht auf Profitabilität und Kostensenkung. Auch im neuen Aktionärsbrief verweist es auf Chancen und Verbesserungen bei der Rentabilität. Unter anderem habe man eine deutliche Senkung der Personalkosten um 30 Prozent umgesetzt. Der durchschnittliche Bestellwert habe sich von 120 auf über 150 Franken erhöht.
«Farmy's Geschäft läuft gut», sagt Präsident Locher. «Wie bekannt ist, haben wir uns an die wirtschaftliche Abschwächung angepasst und die Kosten erheblich reduziert. Unsere Anpassungen haben es uns ermöglicht, unsere Rentabilität zu steigern und eine solide Position am Markt zu halten.»
Und nun suche man weitere Möglichkeiten zur Kostensenkung und zur Verbesserung der Effizienz. Ein Kontrollausschuss soll dabei regelmässig überprüfen, ob die Planzahlen erreicht werden.
  • Farmy macht Dominique Locher zum VR-Präsidenten. Der frühere LeShop-CEO folgt im April 2023 auf Adrian Bühler.

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