Hornbach Schweiz führt 39-Stunden-Woche ein

Hinzu kommen flexiblere Pausen und ein längerer Elternurlaub für beide Geschlechter.

23.11.2022
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«Mehr Selbstbestimmung»: Hornbach-HR-Chefin Esther Kurmann, Geschäftsführer Alessandro Pellegrini  |  Bild: PD
Die Angestellten von Hornbach in der Schweiz erhalten ab Januar neue Arbeitsbedingungen. Damit will die Geschäftsführung «den Freiraum für die private Lebensgestaltung und die Ausübung des Berufes deutlich erhöhen», so die Mitteilung.
Insbesondere führt Hornbach für seine rund 1'100 Beschäftigten die 39-Stunden-Woche ein. Bei gleichbleibendem Lohn wird die Soll-Arbeitszeit also um zwei Stunden gesenkt.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der acht Baumarkt-Standorte und der Zentrale in Sursee würden sehr viel leisten, erklärt HR-Leiterin Esther Kurmann zum Entscheid: «Deshalb sollen sie ihre Batterien ausreichend aufladen können.»

Überstunden auszahlen

Eine weitere Neuerung bildet die Flexibilisierung der Pausen: Diese können auf Wunsch länger oder kürzer gemacht werden, jedenfalls im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften.
Zudem verlängert Hornbach Schweiz den Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub: Der Mutterschaftsurlaub kann bei voller Bezahlung bis 18 Wochen dauern, der Vaterschaftsurlaub bis zu 5 Wochen (jeweils ab dem 3. Dienstjahr).
Schliesslich können sich die Hornbach-Angestellten neu Überstunden auszahlen lassen und den erarbeiteten 13. Monatslohn beziehen.
«Seit einiger Zeit arbeiten wir intensiv daran, die Vorgaben im Unternehmen zu Gunsten von mehr Selbstbestimmung zu reduzieren», sagt Geschäftsführer Alessandro Pellegrini. «Gleichzeitig wollen wir der menschlichste Händler sein gegenüber allen Anspruchsgruppen.»
Die Hornbach-Gruppe betreibt knapp 170 Bau- und Gartenmärkte, zwei Fachmärkte sowie Onlineshops in neun Ländern Europas. Insgesamt beschäftigt das deutsche Familienunternehmen rund 25'000 Personen. Im letzten Geschäftsjahr 2021/22 setzte es 5,9 Milliarden Euro um.
In der Schweiz ist Hornbach mit 8 Zentren präsent, ihre Gesamt-Verkaufsfläche beträgt gut 100'000 Quadratmeter. Der Marktanteil des Konzerns im hiesigen Baumarkt-Bereich liegt bei knapp 13 Prozent.
In Deutschland gab Hornbach im September bekannt, dass es ein neues Modell einführt: «Arbeitszeit nach Mass», so der Titel. Das System bietet insbesondere die Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche. Und en detail umfasst es fünf Bausteine:
  • eine Reduzierung der Arbeitszeit, etwa durch die Umwandlung von Urlaubs- oder Weihnachtsgeld in bis zu 20 zusätzliche Tage Freizeit;
  • die Möglichkeit, befristet oder unbefristet in Teilzeit zu arbeiten;
  • Einsatz der jährlichen Gehaltserhöhung, um schrittweise die Stundenzahl zu reduzieren;
  • Umverteilung der Arbeitszeit, beispielsweise in eine Vier-Tage-Woche auch bei 37,5 Stunden Vollzeit.
  • Arbeitszeiterhöhung: In einem fünften Baustein können die Beschäftigten ihre wöchentliche Arbeitszeit für drei, sechs oder neun Monate auf bis zu 42,5 Stunden erhöhen.
Dieser Ansatz gilt aber nur für Deutschland (und damit für rund 11'000 Beschäftigte dort). Und: Er gilt auch für Führungskräfte – «ausdrücklich», so damals die Mitteilung aus der Hornbach-Zentrale.
«Wir bei Hornbach sehen darin die grosse Chance, Menschen für das Unternehmen und für eine weitere Karriere zu gewinnen, die sich davon bislang ausgeschlossen wähnten, weil sie nicht in Vollzeit arbeiten wollten oder konnten», sagte Hornbach-Arbeitsdirektor Karsten Kühn.»

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