Die Liefer-Roboter rollen an. Aber wohin rollen sie dann weiter?

Migros, Carrefour, Coop UK, 7-Eleven, Rewe: Sie alle testen Delivery mit unbemannten Fahrzeugen. Bis zum Durchbruch dauert es aber noch eine Weile.

8.02.2023
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Lieferroboter der britischen Firma Starship | Bild: PD Starship
Migros und Schindler lassen auf dem Campus-Gelände des Liftkonzerns selbst fahrende Wägelchen des Berner Startups Loxo Waren ausliefern. Loxo hatte vor zwei Monanten auch den Einsatz seines Modells Alpha für Paketlieferungen in Aussicht gestellt.
Der französische Detaillist Carrefour schickt derweil bereits seit letztem Herbst in Paris Lieferroboter mit Lebensmitteln auf Tour. In Belgien tut die Supermarktkette Colruyt seit wenigen Wochen dasselbe mit dem Milchwagen Clevon 1 im Ort Londerzeel. Auch in Deutschland, genauer in Berlin, fahren bereits die ersten Lieferroboter: Rewe lancierte im Herbst einen Service mit Modellen des US-Herstellers Cartken.
Und es geht weiter: Der britische Lebensmittelhändler Co-op hat im letzten Jahr ein Projekt für Food Delivery per Roboter in Northamptonshire zusammen mit dem Fahrzeughersteller Starship ausgeweitet und bedient nun 45'000 potenzielle Kunden in 33'000 Haushalten.
Uber Foods und die Supermarktkette 7-Eleven wiederum testen gegenwärtig in Los Angeles die Chancen des autonomen Lieferwägelchens von Serve Robotics.

Boom der Lieferroboter

Autonome Kuriermobile für Lebensmittellieferungen erleben zurzeit einen Boom. Eingesetzt werden heute Fahrzeuge der zweiten Generation. Denn bereits vor Jahren zogen – auch in der Schweiz – die ersten autonom fahrenden Liefermobile ihre Runden.
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Migronomous-Wagen der Migros von Loxo | Bilder: Alle PD (jeweilige Unternehmen)
Von 2016 bis 2019 liess die Schweizer Post ein Fahrzeug zur Auslieferung selbständig seine Runden ziehen. Das Ende kam, weil – so die offizielle Begründung – «die gesetzlichen Rahmen­be­dingungen nicht eingehalten werden konnten». Und das Startup Adero der ETH Zürich testete bereits 2020 einen Lieferdienst per Roboter im Flughafen Zürich – zusammen mit der dortigen Jelmoli-Filiale.
Mit der Zunahme der Versuche und der Verbesserung der fahrenden Prototypen zeichnet sich ab, dass wir schon bald öfter einmal einem unbemannten Lieferfahrzeug begegnen könnten. Sie werden vorläufig innerhalb klar begrenzter Zonen im Einsatz sein – etwa in vom öffentlichen Verkehr relativ unberührten Umgebungen wie Firmengeländen, verkehrsberuhigten Zonen, Vorortsquartieren oder Universitätscampus.

Das Gesetz und das Geld

Viel hängt davon ab, ob die Fahrzeuge heute unschöne «Begegnungen» mit Menschen, Tieren und anderen Vehikeln weitgehend vermeiden können. Und ob die gesetzlichen Bestimmungen zum autonomen Fahren rein autonome Lieferfahrzeuge ermöglichen werden.
Schliesslich muss sich das Ganze auch noch rechnen. Die Fahrzeuge und die dazu gehörende Infrastruktur, der Unterhalt und die technische Weiterentwicklung kosten viel Geld.
Das ist einerseits die grosse Hoffnung: Die letzte Meile ist im Delivery-Business ein heikler, weil teurer Punkt, und langfristig sollen die Wägelchen helfen, hier die Margen zu verbessern. Allerdings: Klar ist das nicht. Amazon stellte im vergangenen Herbst seinen Lieferdient per Fahrroboter ein, weil es «die Bedürfnisse der Kunden nicht vollständig erfüllen» konnte. Mit anderen Worten: zu aufwändig, zu umständlich und wohl auch zu teuer.
Vorerst also müssen konventionelle, bemannte Lieferdienste die summende Konkurrenz nicht fürchten. Die Lieferroboter werden in den kommenden Jahren Nischen erobern – mehr kaum.
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