Warum sich Firmen wie Coop und Migros tiefere Mindestlöhne leisten können

Die Discounter versuchen, sich im Arbeitsmarkt für Verkaufspersonal engagiert zu profilieren. 5 Gründe, weshalb das nicht so einfach ist.

27.02.2023
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Aktuelles Plakat von Aldi Suisse.
Es gibt nicht nur den vielbeschworenen Kampf um Fachkräfte wie IT-Experten oder Logistiker. Sondern es gibt auch einen heftigen Kampf um weniger spezialisiertes Personal im tiefen Lohnbereich. Hier konkurrenzieren sich zum Beispiel Gastro- und Detailhandelsbranche – und en detail stehen hier Firmen wie Migros, Manor, Coop, Lidl, Aldi, Denner & Co. in einem scharfen Wettbewerb miteinander.
Ein wichtiges Element ist dabei der Mindest- und Tieflohn-Bereich. Hier haben Aldi und Lidl in der jüngsten Lohnrunde quasi das Zepter übernommen – sie bemühen sich, durch das beste Angebot zu trumpfen.
Der «Blick» recherchierte nun eine naheliegende Frage: Weshalb wendet sich das Personal nicht scharenweise von Coop und Migros ab, um bei den Discountern besser zu verdienen?
Der Unterschied ist zwar nicht immer klar zu beziffern, doch je nachdem liegt in der untersten Lohnstufen eine Verbesserung bis 7'000 Franken pro Jahr drin, so die Kalkulation des «Blick».
  • Wer bezahlt jetzt den höchsten Mindestlohn: Lidl oder Aldi?
Dass die traditionellen Schweizer Grossverteiler dennoch mithalten in diesem Gefecht, hat offenbar fünf Hauptgründe.
Die Standorte: Aldi und Lidl haben weniger Filialen, und die liegen obendrein oft eher an der Peripherie. Bei einem Wechsel drohen also längere Arbeitswege.
Höhere Belastung: Pro Quadratmeter Ladenfläche beschäftigen die Discounter weniger Personal. Was logischerweise zu mehr Stress führt.
Mehr Chancen. Grosse Häuser wie Coop und Migros können auch vielfältigere Karriere-, Weiterbildungs- und Entwicklungs-Möglichkeiten bieten.
Weniger Teilzeit. «Lidl und Aldi haben tendenziell niedrigere garantierte Pensen und eine höhere Zeitflexibilität», sagt Unia-Gewerkschafterin Anne Rubin im Artikel. «Fast nur Filialleiter und ihre Stellvertreter arbeiten Vollzeit.»
Nebenleistungen. Ein weiterer Knackpunkt der diesjährigen Lohnrunde war, dass die Detailhändler mit individuellen Angeboten, mit Einkaufsgutscheinen oder Ähnlichem die kategorischen Lohnerhöhungen zu vermeiden versuchten. Treueprämien, Fitness- oder Klubschul-Angebote: Solche schwer berechenbaren Komponenten werden von der Gewerkschaftsseite zwar nicht geschätzt – in der persönlichen Kalkulation der Angestellten spielen sie aber doch eine Rolle.

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