Wo die Leute sparen, wenn die Preise steigen
Die französischen Spirituosen-Hersteller erlebten in den letzten Monaten einen deutlichen Einbruch der Exporte.
26.06.2023Eher seltener bestellt: Cocktail mit Calvados. Bild: Nana Fuzimi on Unsplash von: on UnsplashDie Luxusgüter-Branche meldet Rekordwerte, die Modegeschäfte laufen rund (siehe etwa hier), im Alltag gönnen sich die Menschen trotz allem gern etwas Schönes (hier), und am andern Ende des Spektrums wachsen die Bäume der Discounter auch nicht in den Himmel (hier). Es herrscht auch weiterhin eine rege Nachfrage nach Markenprodukten (hier). Und so fragt man sich langsam: Wo sparen denn die Leute, wenn doch so Vieles teurer wird?
Bekannt ist, erstens, dass die Bio- und Nachhaltigkeits-Produkte seit dem letzten Jahr einen Dämpfer spüren. Und offenbar wird nun eine zweite Produktegruppe: Schnaps. Oder vielleicht besser: Man hält sich jetzt eher zurück bei Spirituosen der Cognac- oder Armagnac-Liga.
Dies jedenfalls besagt eine neue Auswertung der Fédération Francaise des Spiritueux. Der Verband, der rund 250 Produzenten vereinigt, berichtet von einem massiven Rückgang der Exporte im ersten Quartal – minus 20 Prozent, so der Wert. Vor allem bei den teuren Produkten habe es einen Einbruch gegeben.
«Arbitrage» der Kundschaft
Angesichts der allgemeinen Teuerung seien die Kunden gewesen, «Abwägungen zu treffen, und diese gingen auf Kosten der Spirituosen»: So kommentiert der Verband die Entwicklung.
Dabei war 2022 war eigentlich noch ein ganz gutes Jahr gewesen für die Hersteller von Armagnac, Calvados, Cognac, Pastis & Co. Der Export stieg – gemessen am Wert – um 12 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Die abgesetzte Menge stieg um 2,3 Prozent auf 470 Millionen Liter.
Der Cognac konnte dabei noch seine Führungsposition halten, auch wenn die Umsätze da schon letztes Jahr leicht rückläufig waren (-3,7 Prozent). Zum Wachstum der Exporte trugen insbesondere die Liköre bei (+14,1 Prozent).
Inzwischen aber sei die Branche «nicht mehr in der Lage, das internationale Wachstum fortzusetzen», so der Bericht.
2022 okay – dank Gastro
Dass das Jahr 2022 (obschon die Inflation da bereits eingesetzt hatte) für Frankreichs Spirituosen-Brenner noch ganz gut verlief, lag vor allem am Binnen-Gastro-Geschäft.
Denn im französischen Detailhandel sanken die verkauften Volumina da schon um 5,8 Prozent auf 263 Millionen Liter, die Einnahmen um 4,4 Prozent auf 5 Milliarden Euro. Besonders deutlich waren die Rückgänge bei Obstbränden (Stichwort: Calvados) mit minus 20 Prozent und beim Cognac (minus 9,5 Prozent).
Als Gegengewicht wirkte dann aber der Absatz in den französischen Bars, Bistros und Restaurants – dort gingen 52 Prozent mehr Spirituosen weg als im Covid-Jahr 2021. Speziell stark kletterte dabei die Lust auf Liköre und Crèmes de fruits (+68 Prozent).
Auch Belgiens Brauer exportierten weniger
Die Bier-Produktion in Belgien legte letztes Jahr zwar wieder deutlich zu: Nach einen Plus von 7,5 Prozent auf knapp 7 Millionen Hektoliter wurde fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Auffällig war aber, dass der Detailhandelsabsatz zurückging (–8 Prozent). Und vor allem sanken die Exporte um 5,5 Prozent.
Artikel teilen
Loading
Comment
Home Delivery
Auch interessant
Aldi Suisse: Back to the Kerngeschäft
Der Discounter strafft sein Angebot an Non-Food-Produkten beziehungsweise –Aktionen.
Orior: Sacha D. Gerber wird Finanzchef
Der ehemalige Emmi- und Calida-CFO löst im Januar Andreas Lindner ab.
Nespresso kann man auch aufs Brot streichen
In den USA bringt der Kaffeekapsel-Hersteller jetzt Honig und Sirup auf den Markt: Imagebildung durch Markenerweiterung.
Migros Bio: Wo die Knospe drauf ist, ist Schweiz drin
Ausländische Bio-Angebote werden nicht mehr mit dem bekannten Knospen-Signet ausgezeichnet.
Emmi: Stagnierender Umsatz, höhere Rendite
Insgesamt konnte der Milchverarbeiter im ersten Halbjahr mehr Produkte verkaufen.
Einst Migros, jetzt Coop: Transgourmet schluckt Saviva
Der Gastro-Zulieferer wird mit allen Mitarbeitern von der Coop-Grosshandels-Tochter übernommen.