SV Group will ab 2023 kultivierten Fisch auf Pilzbasis verkaufen
Das Catering- und Gastronomieunternehmen hat eine Vereinbarung mit dem US-Startup Aqua unterzeichnet. Deren Fischersatz könnte in smarten Büro-Kühlschranken angeboten werden.
24.10.2022Maki Roll von Aqua mit Fisch auf Pilzbasis | Bild: PD Aqua Cultured FoodsWer sich im Büro seinen Lunch aus einem intelligenten «Emil-Fröhlich»-Kühlschrank der SV Group holt, könnte 2023 unverhofft zum Trendsetter werden. Nicht wegen dem «Smart fridge», aus dem der Lunch kommt, sondern wegen der darin enthaltenen Meeresfrüchte, die mittels «mikrobieller Fermentation» – das heisst als Pilzkulturen – wachsen.
Das Catering- und Gastronomieunternehmen SV Group mit Sitz in Dübendorf (ZH) hat dazu letzten Donnerstag eine Vereinbarung mit dem Startup Aqua Cultured Foods aus Chicago abgeschlossen.
Deren Meeresfrüchte-Alternativen sollen als Zuaten zu Gerichten wie Sushi oder Bokebowls in den intelligenten Kühlschränken oder Restaurants der SV Group angeboten werden.
Aqua entwickelt laut eigenen Angaben auf Mykoprotein (also Pilzeiweiss) basierende Tintenfische, Garnelen, Jakobsmuscheln und Filets von tierfreiem Thunfisch und Weissfisch «mit realistischem Geschmack und Textur». Bei den Fermentationsmethoden von Aqua würde keine tierischen Elemente verwendet, zudem könnten sie «als nicht gentechnisch verändert» vermarktet werden.
Längere Haltbarkeit
«Wir freuen uns besonders auf die Zusammenarbeit bei Grab-and-go-Produkten für die Verkaufsautomaten und intelligenten Kühlschränke» der SV Group, wird Aqua-CEO Anne Palermo zitiert, «denn die Haltbarkeit unserer alternativen Meeresfrüchte übersteigt bei weitem jene von konventionellem Fisch.»
Fischfilet auf Pilzbasis | Bild: PD Aqua Cultured Foods
Dörte Bachmann, Sustainability Manager bei der SV Group, weist auf die Vorteile von pflanzenbasierten Meeresfrüchten für die Umwelt hin: «Auch wenn wir uns verpflichtet haben, nur nachhaltig produzierten Fisch zu verwenden, ist es nach wie vor schwierig, Fisch und Meeresfrüchte aus ethischen und verantwortungsvollen Quellen zu beziehen.» Pflanzliche Meeresfrüchte, die genauso schmecken und funktionieren wie ihre Pendants aus dem Meer, könnten deshalb einen Durchbruch bedeuten.
Behördliche Genehmigung nötig
Noch ist unklar, welche Produkte von Aqua die SV Group in «Emil-Fröhlich»-Kühlschränken oder Restaurants anbieten werden. Die Kommunikationsverantwortliche der SV Group, Miriam Fischer, präzisiert: «Da wir noch nicht alle Produkte probieren konnten, ist nicht ganz klar, welche wir in unser Sortiment aufnehmen.»
Gegenüber der Branchenplattform «Food-Navigator» setzt Claudio Schmitz, Direktor des Produktemanagements der SV Group, auf den Tuna-Pokebowl von Aqua. Es sei erstaunlich, wie nah die Produkte von Aqua in Geschmack und Textur jenen aus den Ozeanen komme.
Zunächst müssen die Artikel laut Fischer allerdings ein Preisschild erhalten, das konkurrenzfähig sei, dann würden diese in einigen Restaurants sowie im «Smartfridge» Emil Fröhlich getestet, so Fischer. «Wir erwarten dies frühestens Mitte 2023.» Für die Kommerzialisierung in Europa benötigen die Aqua-Produkte zudem behördliche Zulassungen. Als weitere Pionier-Märkte neben der Schweiz sind Deutschland und Österreich vorgesehen.
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